Deutschordensritter treffen in Ostpreußen auf eine Siedlerfamilie, ca. 1260

Gerriet Stenvers

Zinnfigurenserie der Privat-Offizin Körner

 

Geschichtlicher Hintergrund

Der Deutschordensstaat (Staat des Deutschen Ordens) war das Gebiet des Deutschen Ordens in der Zeit von 1230 bis 1561. Der Staat umfasste im Kern etwa das Gebiet Alt-Preußens zwischen Weichsel und Memel (das spätere West- und Ostpreußen) sowie bis 1561 als eigenständiges Meistertum Livland im Baltikum, in der Größe etwa dem heutigen Estland und Lettland entsprechend. Auch die Balleien im Heiligen Römischen Reich, die dem Hochmeister direkt unterstellt waren, können dem Ordensstaat zugerechnet  werden.

Die deutsche Ostsiedlung

 

Im Gegensatz zu den gescheiterten Versuchen der anderen großen Ritterorden, dauerhaft im Heiligen Land Fuß zu fassen, ging der relativ spät gegründete Deutsche Orden einen anderen Weg. In seinen Absichten und Handlungen zunächst vollständig in der Tradition der Templer und Johanniter stehend, begann sein eigentlicher Aufstieg erst mit dem Niedergang der Kreuzfahrerstaaten. Durch frühzeitige Verlagerung seines Handlungsschwerpunktes nach Nordosteuropa wuchs dem Orden bei der Christianisierung und Kolonisierung dieses Raumes eine Hauptrolle zu. Unter Führung des Ordens wurde ein aus heutiger Sicht im Vergleich zu den zeitgenössischen Territorialstaatsbildungen modern anmutendes Staatswesen errichtet.

Der Ordensstaat selbst stellte aber keine vollständig neuartige staatliche Struktur dar, sondern ähnelte in seiner Organisation einer sehr großen klösterlichen Gemeinschaft. Ergänzt wurde dies durch Erfahrungen des in Syrien und Palästina ausgeprägten Beamtenapparates.

Die Prußen (oder Pruzzen) waren ein baltischer Volksstamm, auf den der deutsche Name „Preußen“ sowie der gleichnamige ehemalige Staat zurückgeht. Das Siedlungsgebiet der Prußen im 13. Jahrhundert lag an der Ostsee, ebenfalls etwa zwischen der Weichsel und der Memel. Sprachlich und ethnisch bestand zwischen den späteren, überwiegend deutschsprachigen Bewohnern Preußens und den ursprünglichen, rein baltischen Prußen nur teilweise eine Verbindung; dagegen blieb der Name des gemeinsamen Siedlungsgebietes noch lange Zeit bestehen.

Die Prußen gehörten zu den baltischen Völkern und lebten in ihrem Stammesgebiet, welches elf Gaue umfasste, nämlich Pomesanien, Galinden, Sudauen, Barten, Pogesanien, Sassen, Warmien, Natangen, Nadrauen, Samland und Schalauen. Die segmentäre Stammesgesellschaft war bei den Prußen die gemeinsame politische Einheit, ein Staatsgebilde gab es nicht.

Der Deutsche Orden verfügte dagegen über die besseren Waffen, eine hervorragende Führung und eine straffe Organisation. Die Prußen wurden von den Ordensrittern zunehmend überwältigt, und innerhalb von 8 Jahren erhielt der Deutsche Orden nicht nur das Kulmer Land, sondern wesentliche Teile des Prußenlandes. Überall wurden sofort Burgen und Stützpunkte zur Sicherung der eroberten Gebiete angelegt, oft an Stellen ehemaliger prußischer Wallburgen. Gründungen waren z. B. die Burgen von Thorn, Kulm, Marienwerder, Elbing, Braunsberg, Balga und Brandenburg.

Trotz verschiedener Rückschläge und Niederlagen, wie während des ersten Prußenaufstandes 1242-1249, oder der allgemeinen Revolte der Prußen während des zweiten Prußenaufstandes 1260-1283, konnte der Orden die Prußen in schweren Kämpfen endgültig unterwerfen. Seinen Erfolg verdankte der Orden nicht zuletzt auch dadurch, dass einerseits Teile der Prußen untereinander zerstritten waren, andererseits der Orden bei seinen militärischen Operationen massiv durch Gastritter des christlichen Europas unterstützt wurde.

Der sich durch privilegierte Siedlungsrechte seitens des Ordens ergebende Zustrom deutscher Auswanderer als Siedler, und die damit verbundene Gründung einer Vielzahl von Städten und Dörfern im 13. Jahrhundert, festigte die Herrschaft des Deutschen Ordens in Preußen nachhaltig bis in das 15. Jahrhundert hinein. Für die Zeit um 1400 wird die Gesamtzahl der deutschen Zuwanderer auf 190.000 geschätzt. Die meisten Neusiedler stammten aus dem Westen des Reiches (Flandern, Holland, Rheinland, Westfalen, auch Schwaben und Franken). Es gab verschiedene Motive, die alte Heimat zu verlassen: Zum einen wurden auf Grund des dortigen Erbrechts die landwirtschaftlichen Flächen immer kleiner. Der gesamte Besitz musste nämlich unter allen männlichen Nachkommen aufgeteilt werden (Realteilung); damit sank der Ertrag pro Familie. Die Abgaben an die Grundherren blieben aber gleich, waren daher immer schwieriger zu leisten, weshalb viele Bauern kaum das Existenzminimum erreichten. Entsprechend verlockend war daher die Möglichkeit, weitaus größere Ackerflächen im Osten zu bewirtschaften, die gemäß den Versprechungen der Landesherren fruchtbar und reich an Tieren seien.

Die Auswanderung nach Osten und anschließende Siedlung bedeutete auch einen Gewinn an persönlicher Freiheit. So konnten die Neusiedler zu Erbpächtern werden. Der im Verhältnis äußerst geringe Pachtbetrag und die freie Bewirtschaftung des Landes war im Westen so nicht bekannt. Solange der Eigentümer keinen Schaden nahm, konnte der Pächter sogar das Land verkaufen und im Erbfall sich seinen Nachfolger frei wählen. Die Besitztümer mussten nun nicht mehr unter allen männlichen Nachkommen aufgeteilt werden, sondern konnten als Ganzes vererbt werden (Anerbenrecht).

Zu einer Auswanderung in die neuen Siedlungsgebiete im Osten ermutigten neben den größeren Anbauflächen und dem großzügigeren Erbrecht auch viele weitere Vergünstigungen. In den ersten Jahren ihrer Ansiedlung wurden die Siedler zum Beispiel vom Zehnt und sonstigen Abgaben befreit. Diese Vergünstigungen (Freijahre) galten drei bis sieben Jahre oder bis das urbar zu machende Land Erträge abwarf. Der im Vergleich zur Heimat höhere Ertrag machte die dann anfallenden Abgaben zudem weniger drückend. Eine weitere Erleichterung waren die wegfallenden unbemessenen Frondienste wie z. B. Hilfe beim Kirchen- oder Burgenbau. Die Bauern konnten sich ganz auf die Landwirtschaft konzentrieren. Die Neusiedler wurden ebenfalls nicht zur Teilnahme an Heerfahrten (Feldzüge) verpflichtet.

 

Die Zinnfiguren-Serie:

(Zeichner: Fritz Gorges, Graveur: Egon Krannich)

 

Vertrieb: Thomas S. Körner, 15344 Strausberg (www. Zinnprinzessin.de)

Typ: Flachfiguren

Größe/Maßstab: 30 mm Augenhöhe, Umfang: 12 Teile, Epoche: Mittelalter

Bemalte Figuren (Beide Abbildungen: Berliner Zinnfiguren)

In der Zinnfiguren-Serie weisen vier Ordensritter (Ritterbrüder) einer eintreffenden deutschen Siedlerfamilie den Weg zu ihrem Siedlungsgebiet.

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