Trauer um Erika Ochel
Sie zählte zweifelsohne zu den Größen in der Sammlerszene. Jetzt ist Erika Ochel im Alter von 82 Jahren gestorben. Als Herausgeberin von etwa 12.000 Typen zählte die ehemalige Inhaberin der Kieler Zinnfiguren zu den bedeutendsten Herausgebern überhaupt. Die norddeutsche Offizin hat die Sammlungen mehrerer Generationen von Zinnfigurenfreunden geprägt.Nach ihrer Hochzeit mit Georg Kroschewski übernahm zunächst ihr Mann das Geschäft von ihrem Vater Aloys Ochel. Nach der Trennung führte Erika Ochel das Geschäft allein weiter, ehe sie es schließlich vor einigen Jahren an Marbod Gerstenhauer übergab. So stellte sie sicher, dass Sammler auch weiterhin Figuren bei der Offizin Kieler Zinnfiguren beziehen können.
Für zahllose Zinnfigurenfreunde war es stets ein besonders Ereignis, das kleine Hinterhofgeschäft in der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt aufzusuchen. Nicht wenige nahmen lange Anfahrten in Kauf, um in den Schubladen zu stöbern, bestimmte Typen vor dem Kauf in Augenschein zu nehmen. Oft fanden die Sammler zu Hause in den Schachteln mehr als sie gekauft hatten. Kleine und doch große Gesten ihrer Sympathie für die Zinnfigurenfreunde. Vor allem aber nutzen Sammler gerne die Gelegenheit, mit Erika Ochel zu fachsimpeln oder einfach nur zu plaudern. Denn Gesprächsstoff gab es mit der warmherzigen Mutter von zwei Kindern, die nach dem Abitur zunächst ein Lehramtsstudium absolvierte, auch über Zinnfiguren hinaus reichlich. Erika Ochel sprach fließend französisch und pflegte gute Kontakte zu den Sammlern in Frankreich. Außerdem war die begnadete Kunstmalerin eine Schülerin von Werner Rieger und eine passionierte Kunstfreundin. Zu ihrem Freundeskreis zählten neben dem Graveur Karl-Werner Rieger, Sohn ihres Lehrmeisters, etliche Künstler und Musiker, die regelmäßig Gäste in ihrem Haus in Schilksee waren.
Marbod Gerstenhauer ist es zu verdanken, dass den Sammlern die Typen der Kieler Zinnfiguren weiterhin zugänglich bleiben. Doch Erika Ochels Wärme, Offenheit und menschliche Zuwendung werden fehlen. Sie hinterlässt nicht nur auf den Börsen, die sie bis 2019 mit ihrem Stand besuchte, eine große Lücke. Die Sammlerwelt wird diese liebenswerte Frau in guter Erinerung behalten. Unser Mitgefühl gilt ihrer Familie.
Karl-Werner Rieger und Henning Voß