Das Städtische Museum Saarlouis
Anlässlich einer Urlaubsreise ins Saarland im Jahr 2022 standen dort und im benachbarten Rheinland Pfalz auch etliche Museumsbesuche auf dem Programm. Darunter waren auch zwei Museen, welche in ihren Dauerausstellungen Zinnfiguren enthielten, und zwar das Städtische Museum Saarlouis und das Volkskunde- und Freilichtmuseum Roscheider Hof in Konz bei Trier.
Sämtliche Abbildungen hierzu stammen in diesem Artikel aus eigenen Fotos.
Das Modell einer Toranlage nach den Grundgedanken Vaubans
„Das Modell wurde nach Plänen aus der Bibliotheque Nationale Paris erstellt, die mit der Aufschrift „Sarrelouis… Porte de France“ versehen sind. Die Pläne wurden aber wahrscheinlich nicht in Saarlouis, sondern in Landau umgesetzt. Die dort heute noch vorhandenen Tore entsprechen weitestgehend diesem Modell. Für die beiden Saarlouiser Toranlagen existieren im Landesarchiv Saarbrücken weitere Pläne. Diese sind auf der Rückseite mit der Aufschrift „fait à Sarre Louis“ versehen. Die Pläne unterscheiden sich im Wesentlichen durch die Gestaltung der Feldseite, die in Saarlouis weit prachtvoller ausgeschmückt war. Die Torgebäude auf der Stadtseite unterscheiden sich bei den Planungen kaum, so dass das Modell in diesem Teilaspekt dem Französischen Tor in Saarlouis sehr nahe kommt“ (Zitat aus den Erläuterungen im Museum).
Das Modell wurde 1980 von Hans-Joachim Kühn, Püttlingen, im Maßstab 1:50 gebaut. Es umfasst die gesamte Toranlage mit innerem Torbau, Wall, Wachstube und äußerer Fassade im Bauzeitraum 1680 bis 1685. Bei den Zinnfiguren sollen die Soldaten Angehörige des Regiments Nassau-Sarrebruck (1757-62) darstellen. Dieses war jedoch zur angegebenen Zeit ein deutsches Fremden-Infanterieregiment im Dienste Frankreichs mit roten Abzeichen am blauen Rock, während die Zinnfiguren offensichtlich Soldaten mit weißen Abzeichen abbilden, die das Regiment zur angegebenen Zeit aber nicht trug.
Es folgt noch ein Foto der Seitenansicht der Toranlage mit Wall und Wachstube sowie ein Foto der Rückseite (Feldseite) des Modells.
Zum Abschluss noch ein anderes Thema aus diesem Museum:
Das Volkskunde- und Freilichtmuseum Roscheider Hof
Das Freilichtmuseum Roscheider Hof wurde 1976 auf dem Gelände des ehemaligen Klostergutes und der späteren Staatsdomäne Roscheider Hof gegründet. Im Zusammenhang mit der Dauerausstellung der Zinnfigurensammlung von Prof. Dr. Klaus Gerteis sind die weiteren interessanten und sehenswerten historischen Ausstellungen der Vierseitenhofanlage und des weitläufigen Freigeländes nicht Gegenstand dieses Artikels.
Erst 2005 wurde die Zinnfigurenausstellung mit der Sammlung von Dr. Gerteis in einem Speicher von 220 qm des Roscheider Hofes eröffnet; zuvor waren die Zinnfiguren und Dioramen seit 1994 in dem privaten Aacher Zinnfigurenmuseum im Obergeschoss des Wohnhauses der Familie Gerteis der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden. Bis auf wenige Exponate wurden die Figuren von Prof. Dr. Gerteis in einer über mehr als fünfzig Jahre währenden Sammlertätigkeit beschafft oder auch einschließlich Gravur selbst hergestellt, bemalt und zum Teil in Dioramen eingefügt. Die bei Sammlern bekannte Zinnfigurensammlung von nunmehr über 40.000 Figuren hat hier ein neues attraktives Quartier gefunden. Ein Katalog von Dr. Gerteis mit 88 Seiten gibt einen umfassenden Überblick über die heutige Ausstellung, der auch viele allgemeine Informationen über Zinnfiguren an sich enthält.
Beim Rundgang erblickt man zunächst in der Vitrine Fahrzeuge aus Zinn und Blech oder nur aus Blech, welche ich in einem weiteren Artikel umfassender dokumentiert habe.
Schaubild 2:
Ein Kinderzimmer um 1900.
Die Installation soll anschaulich machen, dass die Zinnfiguren für etwa anderthalb Jahrhunderte ein verbreitetes Spielzeug in deutschen Kinderzimmern waren. Zwei Jungen haben auf dem Boden eine Schlacht aus dem Krieg 1870/71 mit Gebäuden und Befestigungen aus den Anker-Steinbaukästen aufgebaut, während ein Mädchen mit ihrer Puppenküche spielt. Die Schlacht wird mit Hilfe von sog. „Erbsenkanonen“ ausgetragen, die noch auf dem Tisch stehen.
Vitrinen und Schaubilder 3 bis 12: Sie zeigen Exponate unter folgenden Aspekten: „Entstehung einer Zinnfigur, Zinnfigurenläden, Packungen, Geschichte der Zinnfiguren in chronologischer Abfolge (Aufklärung, Romantik, Biedermeier, im fernen Orient, von Robinson bis Karl May, Zeitalter der Einigungskriege und des „Imperialismus“, Wilhelminisches Reich und Weimarer Republik)“. Zitat Dr. Gerteis.
Weitere Vitrinen mit Altfiguren:
„Berliner Feuerwehr (Abgüsse aus alten Formen von 1875, stilgerechte Sammlerbemalung (Ernst Heinrichsen/Nürnberg). Das linke der brennenden Häuser ist aus Pappe, das rechte aus Zinnlegierung.“ (Zitat Dr. Gerteis)
Vitrine 13: Halb- und vollplastische Spielzeugfiguren
In der zweiten Hälfte des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erlebten die halb- und vollplastischen Spielzeugfiguren ihren Höhepunkt. Hierzu kommentiert Dr. Gerteis zu den „Vollplastischen“: „Entscheidend für die Entwicklung vom Spielzeug zum Sammelobjekt ist, dass die Hersteller sich zunehmend an ein erwachsenes Publikum wendeten. Ähnlich verlief die Entwicklung bei den „Vollplastischen“. Auch hier zählte in zunehmendem Maße die künstlerische, detailgetreue Gestaltung und eine sehr differenzierte Bemalung. Dabei gingen wichtige Anstöße von den Firmen Mignot in Frankreich und Britains in England aus. Sie werden auch nicht mehr aus gravierten Formen gegossen, sondern ähnlich den Porzellanfiguren als Modelle aufgebaut, dann oft zertrennt in mehreren Teilen gegossen und zusammengelötet oder geklebt. Silikonkautschuk macht’s möglich. Heute haben die „Vollplastischen“ im Ausland und bei den jüngeren Sammlern den Flachfiguren den Rang abgelaufen.“
„Vor einer Holzkaserne ein preußisch/bayerischer Stab mit Porträtfiguren, preußische Husaren (blaue, rote und schwarze), bayerische Infanterie mit einer Musikkapelle, Chevaulegers, Artilleristen (vollplastische Altfiguren, Fabrikbemalung) Heyde/Dresden.“ (Zitat Dr. Gerteis)
Hierzu Zitat Dr. Gerteis: „Südseeinsulaner (restaurierte vollplastische Altfiguren, weitgehend Fabrikbemalung). Unbekannter Hersteller. Den unterschiedlichen Figuren liegt ein Figurentyp zugrunde, der durch Biegen und Anlöten diverser Instrumente verändert wurde. Der einen Schinken schneidenden Figur wurde ein Militärbajonett in die Hand gegeben. Die Palmen sind Repliken nach Heyde/Dresden.“
Halbplastische Spiel- und vollplastische Sammlerfiguren
Text/Bilder: G. Stenvers
Quellen:
– Web-Seite Städtisches Museum Saarlouis, https://www.saarlouis.de
– Klaus Gerteis, „Eine kleine Welt in Zinn“, Katalog der Dauerausstellung mit Zinnfiguren, Schriften des Volkskunde- und Freilichtmuseums Roscheider Hof e. V., Konz bei Trier, Heft 25, Konz 2005