In Fortsetzung der Dokumentation wird der Artikel zum Zinnfigurenmuseum des Roscheider Hofes mit den ausgestellten Dioramen (Schaubildern) ergänzt, soweit ich diese nicht schon durch jeweils eigene Artikel gesondert beschrieben habe. Insgesamt handelt es sich bei diesen um 26 Dioramen unter dem Aspekt „Geschichte mit Zinnfiguren“, die aber nicht vollständig aus der Sammlung von Dr. Gerteis stammen, sondern auch Leihgaben von anderen Sammlern beinhalten. Die Dioramen 1 bis 3 sind z.B. Leihgaben von Albert Kneuttinger / Völklingen-Ludweiler. Die eingefügten Bilder sind wieder ausschließlich meine eigenen Fotos.
Detail, das Diorama befindet sich noch in einem provisorischen Stadium.
„Die Figuren wurden nach dem Buch De re metallica Libri XII von Georg Agricola (zuerst erschienen 1556) gefertigt, dessen 240 Holzstiche alle Zweige des Bergbaus und Hüttenwesens der Zeit un enzyklopädischer Form dokumentieren. Links ein Metallbergwerk, rechts die Metallverhüttung, wobei alle Arbeiotsgänge dokumentiert sind: Abbau „vor Ort“ Herausschaffen des Erzes aus dem Berg, Zerkleinern und Waschen des Erzes, Verhüttung (der Hochofen ist mit einem Blasebalg versehen, der durch Wasserkraft angetrieben wird). Vor der Schmelze prüft der Bergherr das Erz, oben am Schacht wird der Abraum nach Erzsrückständen durchsucht. Wichtige Leute „auf dem Berg“ waren auch Zimmerleute. Am Ende des Stollens steht der Steiger mit dem „Kerbholz“, ein Wünschelrutengänger sucht nach Erzvorkommen, der Bergrichter in dunkler Robe ist an dem kleinen silbernen Berghammer erkennbar. Die wichtigsten Instrumente der „Hauer“ („Bergknappen“) waren Hammer, Eisen(am Stiel) und Lampe („Frosch“).“ – (Erläuternder Text zum Diorama).
„Eine Volksmenge versuchte, den Abzug des Infanterieregimentes Nr. 30 durch die Sperrung des Tores an der Römerbrücke zu verhindern. Man befürchtete, dass feindlich gesinnte Truppen in Trier nachrücken könnten. Steine wurden geworfen. Die Feuerwehr als Ordnungsmacht war nicht in der Lage, die Masse zurückzudrängen. Durch einen Schuss wurde der 21-jährige Matthias Weiland tödlich verletzt.“ (Zitat Dr. Gerteis)
„Am 7. April 1848 plünderte eine Menge das Haus des Kaufmannes Blattau vor dem Mustor, er war als Spekulant verdächtigt worden.“ (Zitat Dr. Gerteis)
„Das Diorama wurde nach den Gerichtsakten eines tatsächlich im Jahre 1781 in der Eifel stattgefundenen Ereignisses gestaltet.“ (Zitat Dr. Gerteis)
„Als die Franzosen 1830 Algerien eroberten, kam es zur Auswanderung auch aus dem Trierer Raum in die neue Kolonie.“ (Zitat Dr. Gerteis)
„Im Trierer Raum gab es im 19. Jahrhundert eine Vielzahl von ländlichen Märkten, meist in Verbindung mit dem betreffenden Kirchweihtermin. In Aach existierte der Jahrmarkt bis 1902, er fand auf der jeweiligen Brachflur statt.“ (Zitat Dr. Gerteis)
Vergrößerte Details:
Hierzu erläutert Dr. Gerteis: “Jährlich schlachteten die Bewohner in den ländlichen Regionen ein oder zwei Schweine. Es war üblich, dass das geschlachtete Schwein zum Ausweiden und Zerlegen am Scheunentor aufgezogen wurde. Das abgebildete Gebäude ist ein bis 2004 im Originalzustand erhalten gebliebenes Haus aus dem 19. Jahrhundert in Aach (Haus Frings), bei dem Wohntrakt, Stallung und Scheune unter einem Dach waren.“
Auch hierzu gibt es einen Kommentar von Dr. Gerteis: „Bis vor wenigen Jahrzehnten war es üblich, dass die ländlichen Einwohner ihren Bedarf an Kartoffeln selbst anbauten, auch die, die sonst keine Landwirtschaft hatten. Bei der Kartoffelernte mussten alle Familienmitglieder zupacken, was den Kindern nicht so erfreulich war. Im Trierer Land wurden die Kartoffeln in der Regel schon auf dem Acker sortiert (nach Größe und Qualität, die weniger schönen Kartoffeln wurden zur Mästung eines oder mehrerer Schweine verwendet).“
Hierzu schreibt Dr. Gerteis: „Die Szene ist nach einem Stich von Ludwig Richter entstanden, könnte sich aber auch so im Trierer Land abgespielt haben. In den Dorfschulen (und auch in den Stadtschulen, wie der Verfasser es aus eigener Anschauung weiß) regierte noch sehr lange der Rohrstock.“
Das kann ich, der Autor dieses Artikels, leider bestätigen, denn auch ich habe in der Volksschule (1950-1954), allerdings nicht mehr später im Gymnasium, so manchen Streich mit dem Rohrstock auf die geöffnete Handfläche als Strafe für „Unaufmerksamkeit“ erhalten! Mein Großvater bezeichnete noch die Lehrer seiner Schulzeit als „Steißtrommler“.
Gerriet Stenvers
Quelle:
– Klaus Gerteis, „Eine kleine Welt in Zinn“, Katalog der Dauerausstellung mit Zinnfiguren, Schriften des Volkskunde- und Freilichtmuseums Roscheider Hof e. V., Konz bei Trier, Heft 25, Konz 2005
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